Biodiversität im Garten und auf dem Acker

Die Jahre 2019 und 2020 stehen in Bayern unter dem Motto „Jahr der Biodiversität“. In diesem Zeitraum will das Land zahlreiche Projekte zum Thema Artenvielfalt auf den Weg bringen. Zum Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai 2019 starteten Corinna Ullrich, Projektmanagerin der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld, Theresia Dietz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bad Neustadt an der Saale und Julia Rösch von der Bayerischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön das neue Projekt „Biodiversität im Garten und auf dem Acker". Es befindet sich noch in der Anfangsphase und soll Stück für Stück mit neuen Informationen erweitert werden.

Das große Interesse am Volksbegehren Artenvielfalt hat das breiter werdende Interesse der Öffentlichkeit am Thema Ökologie gezeigt. Biodiversität umfasst jedoch sehr viel mehr als die Thematik, die das Volksbegehren Artenvielfalt aufgeworfen hat: Hierbei ging es in erster Linieum den Erhalt und Wiederaufbau von Strukturen und Lebensraum für Insekten, Wildtiere und Wildpflanzen. "Diesen Bereich der Biodiversität zu schützen und zu fördern, ist auch elementar für einen sorgfältigen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen", erklärt Corinna Ullrich. Allerdings zähle zum Spektrum der Biodiversität noch wesentlich mehr. Genau genommen umfasst die Biodiversität die Vielfalt an Ökosystemen, die Vielfalt unter den Arten. Dazu zählt unter anderem die Vielfalt an Wildtierarten, zum Beispiel die rund 550 Wildbienenarten, die es in Deutschland gibt, aber auch die Vielfalt an Kulturpflanzen und Nutztieren. Und dann gibt es noch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Alle Bereiche der Biodiversität sind schützens- und erhaltenswert.

 

Kulturpflanzenvielfalt im Fokus

In einem Kooperationsprojekt zwischen Ökomodellregion, UNESCO-Biosphärenreservat und AELF Bad Neustadt soll jetzt das Thema Kulturpflanzenvielfalt näher beleuchtet werden. 

Theresia Dietz (AELF) liegt in diesem Kontext zum Beispiel das häufig verloren gegangene Bewusstsein für Geschmack am Herzen: „Ursorten punkten mit einem so vielfältigen, häufig intensiveren Geschmack, den günstiges Discounterobst und -gemüse beinahe verdrängt haben." Es gelte, den „Geschmack der alten Vielfalt“ wiederzubeleben. Einen Beitrag für die Region möchte Julia Rösch mit dem Projekt leisten: „Wir wollen die Vielfalt alter Sorten für uns und nachkommende Generationen erhalten. Dabei geht es auch um das Wissen um Kulturtechniken und besondere Eigenschaften der Pflanzen. Dieses wertvolle Wissen muss gesichert, aufbereitet und der Öffentlichkeit vermittelt werden, um es zu erhalten.“

Corinna Ullrich macht zudem darauf aufmerksam, dass der Erhalt der Vielfalt nicht nur an und für sich wertvoll sei, sondern dass auch für die Zucht von neuen Sorten immer wieder auf alte Sorten zurückgegriffen werde. „Gerade wenn es in Zukunft wieder mehr darum gehen wird, Sorten zu züchten, die mit den klimatischen Veränderungen gut umgehen können, ist ein großer und regional angepasster Genpool eine Schatztruhe." Auch kann auf alte Sorten zurückgegriffen werden - wenn es zum Beispiel darum geht, gegen bestimmte Schädlinge oder Krankheiten resistente Sorten zu züchten. 

Typische alte Kulturpflanzen sind beispielsweise Getreidesorten, wie Hirse, Einkorn und Emmer, sowie alte Obst- und Gemüsesorten.