Artenschutzprojekt Karausche

Die Karausche (Carassius carassius) ist eine in Deutschland stark gefährdete und in Hessen sogar vom Aussterben bedrohte Fischart. In natürlichen Lebensräumen existieren nur noch sehr wenige und kleine Populationen. Gründe für die Gefährdung sind die Einführung gebietsfremder Arten und der Rückgang an potenziellen Lebensräumen. Das Artenschutzprojekt Karausche im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, das in Zusammenarbeit mit Hessen-Forst durchgeführt wird, soll der Karausche helfen, in fischfreien und pflanzenreichen Kleingewässern neue Populationen zu bilden.

Lebensraumzerstörung und Fischbesatz in den Gewässern mit Vorkommen sind nach wie vor die größten Gefahren für die Karausche. Aus diesem Grund hat die Hessische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön im Jahr 2011 ein Artenschutzprojekt gestartet, um der seltenen Fischart in geeigneten Gewässern eine Chance zu geben. Aus einem kleinen Restbestand eines Fulda-Altwassers sowie aus einer Artenschutz-Zucht bei Marburg wurden junge Karauschen in verschieden Waldteiche besetzt. Als sehr gut geeignete Teiche stellten sich die Waldteiche am Tannenfels und die Schäferteiche bei Adolphseck heraus. Die ausgewählten Teiche wurden mit jungen Karauschen besetzt und einem Monitoring unterzogen, um die Entwicklung der Karauschenbestände zu kontrollieren. Hessen-Forst stellte diese Teiche freundlicherweise für das Projekt zur Verfügung.

Die neuen Heimatgewässer der Karausche in der Hessischen Rhön zeichnen sich durch zahlreiche Wasserpflanzen und das Fehlen sonstiger Fische aus. Konkurrenzlos entwickeln sich schnell gute Bestände in diesen sogenannten Sekundärbiotopen. Neben ihrer Funktion im Ökosystem Wald als Nahrung für z.B. Schwarzstorch und andere können diese Populationen in Zukunft auch als Quelle für die weitere Verbreitung der Art in geeignete Biotope erfolgen.

Die Karausche

Erkennbar sind Karauschen an ihrer meist bräunlich oder grünlich gefärbten Oberseite und der hellen Unterseite. Sie haben keine Barteln und eine lange Rückenflosse. Ähnlichkeit hat die Karausche mit dem Giebel, ihre Schuppen sind jedoch etwas kleiner. Mit 31 - 36 Schuppen hat sie oftmals mehr Schuppen entlang der Seitenlinie als der Giebel mit 29 - 33 Schuppen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Rückenflosse. Diese ist beim Giebel eingebuchtet (konkav) oder gerade, bei der Karausche ist sie nach außen gewölbt (konvex). Außerdem ist bei Jungtieren der Karausche ein dunkler Fleck an der Schwanzwurzel erkennbar.
Die Nahrung der Karausche setzt sich aus Plankton, kleinen wirbellosen Tieren (vielen Wasserschnecken) und abgestorbenen Mikroorganismen zusammen. Die Laichzeit dauert je nach Temperatur von März oder April bis August und findet in 2 bis 3 Intervallen statt. Der Schlupf der Jungtiere erfolgt nach 3 bis 7 Tagen.

Der Lebensraum

Die Karausche ist ein Überlebenskünstler und hochgradig an ihren zum Teil sehr extremen Lebensraum angepasst. Sie bevorzugt Stillgewässer im Verlandungsendstadium. Diese Gewässer sind durch einen niedrigen Sauerstoffgehalt, starken Pflanzenbewuchs, starker Erwärmung des Gewässers im Sommer und langer Eisbedeckung bei Frost gekennzeichnet. Die Anpassungsstrategie der Karausche beruht auf der Fähigkeit zum anaeroben Stoffwechsel, wenn nicht mehr ausreichend Sauerstoff vorhanden ist. Durch Eingraben im Bodenschlamm kann die Karausche sogar ein kurzes Austrocknen des Gewässers überleben. Sofern keine anderen Fischarten in dem Gewässer vorkommen, bilden die Karauschen oft große Populationen mit kleinen und schlanken Individuen. Wenn sie in größeren Gewässern in Konkurrenz mit anderen Fischarten leben, existieren nur wenige, dafür aber größere Exemplare. Zudem werden die Fische hochrückig, wenn Prädatoren in dem Gewässer vorhanden sind. Die Fähigkeit zur schnellen Körperveränderung ist eine weitere Anpassungsstrategie der Karausche. Dadurch wird das Überleben weniger Exemplare auch bei Anwesenheit von Raubfischen ermöglicht.