Horst- und Revierkartierung

Seit 2015 werden in der Bayerischen, Hessischen und Thüringischen Rhön die Reviere und Horststandorte des Rotmilans erfasst. Möglich wird das durch einen beispiellosen ehrenamtlichen Einsatz: Jedes Jahr werden die Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön von rund 120 freiwilligen Kartiererinnen und Kartierern unterstützt. Rund die Hälfte aller Ehrenamtlichen hat sich bereiterklärt, auch nach Ende der offiziellen Projektlaufzeit weiterzumachen. Auf dieser Seite finden Sie die Ergebnisse der Kartierungen seit Beginn des Artenhilfsprojekts.

Ergebnisse der Kartiersaison 2020

Auf den 29 Probeflächen-Quadranten wurde im Jahr 2020 ein Brutbestand von 84 Paaren erfasst. Dieser Wert liegt damit deutlich höher als 2019 (71 Paare) und sogar noch über dem bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2018 mit 77 Paaren. Eine Abundanz von 8,81 Revierpaaren pro 100 km² stellt in der Folge auch eine hohe Siedlungsdichte dar.

Die errechneten Werte bei den Reproduktionsparametern im Jahr 2020 und die der Vorjahre befinden sich etwa auf einem Niveau. Unter Berücksichtigung der acht zusätzlichen Probeflächen-Quadranten ergibt sich eine Brutgröße von 1,62 Jungvögeln pro erfolgreichem Brutpaar. Wie schon 2019 wurden damit überdurchschnittlich viele Jungvögel flügge. Besonders auffällig ist der deutlich höhere Erfolgsanteil (Anteil erfolgreicher Bruten an nachweislich begonnenen Bruten, 86,21 %). Er deutet auf einen günstigen Witterungsverlauf und eine außerordentlich gute Nahrungssituation zur Brut- und Jungenaufzuchtzeit hin. Zwar mögen die Spätfröste Anfang Mai zu vereinzelten Brutabbrüchen geführt haben, generell schien der Witterungsverlauf sich aber nicht negativ auf den Bruterfolg auszuwirken. Brutverluste durch Habicht oder Uhu wurden zwar vereinzelt von Projektteam oder Ehrenamtlichen notiert, wirkten sich aber nicht nachhaltig auf den Erfolgsanteil aus.

Die Anzahl kartierter Revier- und Brutpaare lag bei 311, was einem Anteil von 72 % an dem mithilfe der Probeflächen ermittelten, hochgerechneten Brutbestand entspricht. Sprich: 72 % der in der Projektfläche statistisch berechneten besetzten Reviere wurden auch tatsächlich von Ehrenamtlichen im Gelände erfasst. Dieser Wert ist mit dem 2019 vergleichbar (73 %) und zeugt von einer hohen Datenqualität und einem guten Abdeckungsgrad für die Rotmilan-Erfassungen in der Rhön.

Zusammenfassend lässt sich für das Jahr 2020 folgendes festhalten: Eine flächendeckend herausragende Nahrungssituation, die auch von diversen anderen Projekten deutschlandweit sowie durch Aussagen von landwirtschaftlichen Betrieben bestätigt wurde, dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass 2020 besonders viele Rotmilanpaare, die zur Brut schritten, erfolgreich brüteten und überdies überdurchschnittlich viele Jungvögel aufzogen. Außerdem lässt die weitergehende statistische Auswertung eine erfreuliche Entwicklung in Bezug auf das ehrenamtliche Engagement erkennen: Dank dem Aufruf zur thüringenweiten Rotmilan- und Schwarzmilankartierung und der engen Zusammenarbeit des Rotmilanprojekts in der Rhön mit der Staatlichen Vogelschutzwarte Seebach bzw. dem Koordinator der Kartierung Thomas Pfeiffer waren 2020 wesentlich mehr ehrenamtliche Kartierende mit einem höheren Erfassungsaufwand im thüringischen Projektgebiet aktiv. Dies zeigt sich in einer größeren Anzahl kartierter Revier- und Brutpaare in den thüringischen Messtischblattquadranten, die zu einem gewissen Teil auch den Anstieg in der Gesamtzahl des Brutbestands verglichen mit den Vorjahren erklären dürften.

Passend zum Abschluss des offiziellen, über das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt geförderten Artenhilfsprojekts im Sommer 2020 stellt die Brutsaison 2020 das erfolgreichste Jahr seit dem Beginn der Untersuchungen im Jahr 2015 dar. Nachdem schon die Brutsaison 2019 sehr erfolgreich verlaufen war, gibt dies Anlass zur Hoffnung, dass sich die Rotmilanbestände im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön positiv entwickeln.