Gefahren für den Rotmilan

Dass der Rotmilans in der Rhön gefährdet ist, hat vielfältige Gründe. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung stellt die größte Bedrohung für den Fortbestand des Greifvogels dar: Auf Kosten von artenreichem Grünland wurde vielfach der Anteil der Mais- und Rapsäcker in der Landschaft deutlich erhöht.

Der hohe Aufwuchs dieser Ackerkulturen schränkt die Nahrungsverfügbarkeit gerade in der Zeit, wenn die Jungvögel des Rotmilans heranwachsen und den größten Nahrungsbedarf haben, stark ein. Im spanischen Winterquartier werden immer noch Tiere vergiftet oder abgeschossen. Illegale Greifvogelverfolgung gibt es aber auch noch bei uns in Deutschland. Im Brutgebiet sind solche Störungen im Nestumfeld kritisch, da sie zur Aufgabe von Bruten oder Revieren führen können.

Der Rotmilan hat auch tierische Feinde: Marder oder Waschbären plündern seine Gelege oder nutzen seine Nester zum Schlafen. Regional nicht zu unterschätzen sind zudem die Verluste durch den Habicht, der die jungen Rotmilane im Nest schlägt. Die besten Nistplätze sind oft vom weit verbreiteten Mäusebussard besetzt, mit dem der Rotmilan auch um die Nahrung konkurriert. Die natürlichen Feinde können den Bestand erheblich schwächen.

Der Rotmilan und die Windkraft

Neue Gefahren drohen durch Windenergieanlagen in Wäldern, wenn diese in zu geringem Abstand von den Neststandorten oder in bevorzugt genutzten Nahrungsgebieten errichtet werden. Rotmilane suchen im Bereich von Windenergieanlagen nach Aas und werden dabei von den schnell drehenden Rotoren erschlagen.

Die Rotoren der modernen Anlagen erreichen an den Spitzen Geschwindigkeiten von über 200 km/h. Dabei werden Flächen in der Größe eines Fußballfeldes bestrichen. Es entstehen Luftverwirbelungen. Der Rotmilan kann die hohe Rotorgeschwindigkeit nicht einschätzen. Auf dem befestigten, unbewachsenen Boden am Fuß der Anlagen sucht der Rotmilan nach verunglücken Vögeln und wird dabei nicht selten selbst von den Rotoren erschlagen.

Ablenkungs- und Vergrämungsversuche zeigen bisher nur bedingt Erfolge. Entscheidend ist ein ausreichender Sicherheitsabstand zwischen den Brutstandorten und den Standorten von Windenergieanlagen. Funktionsraumanalysen zeigen, dass ein Mindestabstand von 1500 Metern als Vorsorgeraum notwendig ist, um das Tötungsrisiko zu minimieren.

Die Windkraft gilt momentan als effektivste regenerative Energie. Fest steht aber auch: Windkraft gefährdet Rotmilane, Schwarzstörche, Bussarde, Fledermäuse und andere Tierarten. Im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön soll eine naturverträgliche Umsetzung der Energiewende erreicht werden, um gleichzeitig den internationalen Verpflichtungen für den Schutz bedrohter Arten wie dem Rotmilan nachkommen zu können.