Ergebnisse nach sechs Jahren Artenhilfsprojekt "Rotmilan in der Rhön"

Ziel nach Abschluss der offiziellen Projektlaufzeit und somit der Förderung ist, dass die wertvollen Erfahrungen im Bereich Landwirtschaft hinsichtlich der Umsetzung von Agrarumweltprogrammen in der nächsten EU-Förderperiode berücksichtig werden. Die jährliche Horst- und Reviertkartierung führen die drei Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Zusammenarbeit mit den Vorgelschutzwarten und mit der unentbehrlichen Unterstützung des Netzwerks aus Ehrenamtlichen fort. 

Ehrenamtliches Engagement

Insgesamt waren zwischen 2014 und 2020 ungefähr 200 ehrenamtliche Kartierende aktiv – durchschnittlich bedeutete das etwa 120 Freiwillige pro Saison. Für die letzten Jahre (2018 -2020) ist eine konstant hohe Beteiligung von ca. 110 Freiwilligen (2020: exakt 100) festzustellen. Von den insgesamt 191 Quadranten, die ganz oder teilweise im Projektgebiet lagen, wurden durchschnittlich 70 Prozent bearbeitet, im Jahr 2020 sogar knapp 80 Prozent – man kann also von einer fast flächendeckenden Kartierung in der Rhön sprechen (die Ergebnisse der Kartierungen seit 2015 finden Sie hier).

44 Prozent der Ehrenamtlichen war über die gesamte Projektlaufzeit dabei. Als Motivation gaben die meisten die Begeisterung für die Art an sowie den Wunsch, einen Beitrag zum Naturschutz zu leisten. Auch die regionale Verbundenheit war ein wichtiger Faktor. Das ornithologische Fachwissen war hoch, viele der Ehrenamtlichen sind bei NABU, HGON oder LBV aktiv. Insgesamt lieferten die Kartierenden qualitativ hochwertige Daten, nachgewiesen werden konnte das durch Erhebung statistischer Kontrollparameter (Probeflächen) und Vergleiche mit anderen Projekte. Generell hat sich die Qualität im Projektverlauf mit der steigenden Erfahrung der Ehrenamtlichen erhöht

Bestandssituation in der Rhön

Im Durchschnitt kann man von 358 Revierpaaren sprechen (Spanne 2015-2019: 320-390), davon sind ca. 200 Brutpaare. Denn: Nicht alle Revierpaare brüten auch tatsächlich. Die Bestandsentwicklung zeigt mit einer Zunahme um 10-15 Prozent einen leicht positiv Trend. Die festgestellte durchschnittliche Siedlungsdichte liegt bei 7,36 Revierpaaren/km², die mittlere Fortpflanzungsziffer (Anzahl ausgeflogener Jungvögel für alle Brutversuche) bei 1,09.

Die wichtigsten Einflussfaktoren innerhalb einer Saison waren die Witterung (Starkregen, Spätfrost, Hitze) und die Nahrungsverfügbarkeit (Mahdzeitpunkte, Erntezeitpunkte…). Hier ist die Landwirtschaft der Sektor, der am effektivsten auf die Förderung einwirken kann.

Landwirtschaft

Zunächst lässt sich festhalten: Nicht nur in der Rhön, sondern weltweit hat die Intensivierung der Landwirtschaft zu einer Verschlechterung der Nahrungsbedingungen für den Rotmilan geführt. Im Rahmen des Projekts wurden daher unterschiedliche Fördermaßnahmen getestet. Mehr als 40 Betriebe haben teilgenommen – mit einer Gesamtfläche von 500 ha.

Der Maßnahmenkatalog beinhaltete Maßnahmen im Grünland (z.B. Beweidung, Feldfutterbau, Altgrasstreifen) und im Ackerbau (Rotmilanfenster analog zu Lerchenfenstern). Die Untersuchung der Wirksamkeit der Maßnahmen erfolgte durch den Fang von Kleinsäugern – wie viel Nahrung ist auf Flächen verfügbar – und der Zählung von Feldvögeln – wie attraktiv sind die Maßnahmen für andere Vögel der Agrarlandschaft? Ergebnisse: Die Nahrungsverfügbarkeit wird mithilfe der Maßnahmen gegenüber Kontrollflächen deutlich erhöht, und auch die Zahl der Feldvögel wie Rebhuhn, Feldlerche, ist höher.  Eine großflächige Umsetzung der Fördermaßnahmen ist also erstrebenswert. Nur so kann eine nachhaltige Steigerung des Rotmilanbestands erfolgen.

Generell wurde im Rahmen des Projekts deutlich: Eine diverse Landschaft mit einem Wechsel aus Wäldern, Grünland und Ackerland mit strukturgebenden Elementen wie Hecken und Blühstreifen ist wichtig. Raps- und Maismonokulturen werden für den Rotmilan zum Problem: Die Bestände werden zu früh zu dicht und zu hoch, was die Jagd nach Beute erschwert beziehungsweise unmöglich macht. Ein Hoher Grünlandanteil hingegen – wie in der Rhön – führt zu einem hohem Bruterfolg. Dieser ist in der Rhön nachweislich höher als in Vergleichsgebieten in Thüringen oder Sachsen-Anhalt. Ein weiteres Ergebnis: Sommergetreide wirkt sich positiv auf den Bruterfolg aus, Wintergetreide, das früher im Jahr und wesentlich höher wächst, beeinflusst die Jagd negativ.