Lebensraum Weinberg und Weinbau

Von den insgesamt rund 125 ha Weinbaufläche des Saaletals in der Bayerischen Rhön gehören rund 78 ha zum UNESCO-Biosphärenreservat. Vor allem wenn die Weinberge extensiv oder nach Richtlinien des ökologischen Weinbaus  bewirtschaftet werden, stellen sie zusammen mit komplementären Kulturlandschaftselementen, wie Trockenmauern, Steinriegeln, Rainen und Hecken aber auch Brachflächen einen vielfältigen Lebensraum für viele selten gewordenen Pflanzen- und Tierarten dar. Diese müssen aufgrund der trockenen Lagen und der extremen Temperaturschwankungen wahre Überlebenskünstler sein.

Waren Weinberge bis ins 12. Jahrhundert noch weiter in der Rhön und ihren Randbereichen verbreitet, hat sich mit der Verschlechterung der klimatischen Bedingungen ab dem 13. Jahrhundert der Weinbau auf die südexponierten Muschelkalkhänge des Tals der fränkischen Saale zurückgezogen. Weinberge sind also heute nur noch in diesen kleinklimabegünstigten Steillagen zu finden.

Pflanzenvertreter dieser Lebensgemeinschaft sind z.B. die Weinbergs-Traubenhyazinthe (Muscari neglectum, Syn. Muscari racemosum), die Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris), die Goldaster (Aster linosyris) und Kalkaster (Aster amellus), die Osterluzei (Aristolochia clematitis), der Ackergoldstern (Gagea arvensis) oder der Weinbergslauch (Allium vineale).

Seltene und wärmeliebende Tierarten: Auch die Mauer- und Zauneidechse, die Schlingnatter, die Blauflügelige und die Rotflügelige  Ödlandschrecke, Laufkäferarten wie z.B. Kleiner Bombardierkäfer oder Blauer Bartläufer, Blutrote Singzikade (Lauer), Wanzen und Wildbienen finden in den Weinbergen am Südrand des Biosphärenreservates Rhön ein nahezu „mediterranes“ zuhause. Besonderen Stellenwert haben die Weinbergsmauern, deren Erhalt akut gefährdet und wichtiges Ziel des Naturschutzes ist.

Die anschließende 1.317 ha große Pflegezone des Biosphärenreservats „Wälder und Trockengebiete östlich von Hammelburg“ umfasst im Saaletal aufgelassene Weinberge, Kalktrockenrasen und Wälder in extremer Steillage. Das Augenmerk von Naturschutz und Landschaftspflege liegt in diesem FFH-Gebiet auf den Erhalt der mageren Standorte.