Landwirtschaftliche Tierhaltung – Probleme und Perspektiven

Landwirtschaftliche Tierhaltung gibt es im gesamten UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Der tägliche Weidegang der Tiere hat in den vergangenen Jahren aber deutlich abgenommen. Das ist gerade für die Landschaftspflege ein ernstzunehmendes Problem, denn um Magerrasen und Hutungen zu erhalten, müssen die Tiere auf die Weiden. Eine Entkopplung von Fleischproduktion und Landschaftspflege ist deshalb dringend notwendig. Gleichzeitig muss die Fleischvermarktung vorangetrieben werden.

Der für den abnehmenden Weidegang ist der immense Arbeitsaufwand, den Schäfer beim Hüten von Schafen, Ziegen und Rindern haben. Dazu kommen hohe Investitionen in Ganzjahresställe und immer mehr fehlende ortsnahe Weideflächen. Weitere Gründe: Neue Baugebiete und Straßen entstehen, immer mehr Weiden werden in Ackerflächen umgewandelt. Gestiegene Preise für Pacht und sinkende Einnahmen mit Fleisch, Milch und Wolle bilden nur die Spitze.

Große Rolle spielt überall die Rinderhaltung

Landwirtschaftliche Tierhaltung findet eher in den Ställen statt. Die Länder Bayern, Hessen und Thüringen legen dabei unterschiedliche Schwerpunkte. In Bayern spielt die Rinderhaltung die größte Rolle, speziell das Milchvieh kommt häufig vor. Auch Hühner gibt es in Bayern viele. Schweine und Schafe werden zwar auch gehalten, allerdings sehr nachrangig. Im hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön stehen ebenfalls Rinder auf dem ersten Platz. Schweine und Schafe spielen nahezu keine Rolle. Auch in Thüringen grasen vor allem Rinder auf den Wiesen, speziell die Milchvieh- und Mutterkuhhaltung hat dort Vorrang. Außerdem werden im thüringischen Teil viele Schafe gehalten. Schweine kommen kaum vor.

Rinder, Schweine, Schafe – in Zahlen

Insgesamt gibt es im gesamten UNESCO-Biosphärenreservat Rhön fast 80.000 Rinder, die in 1400 Betrieben gehalten werden. Die Schweinehaltung findet in 583 Betrieben statt: circa 21.700 Schweine werden dort gemästet. Gezüchtet werden gut 60.000 Schweine in insgesamt 633 Betrieben gezüchtet. Schafe finden sich ungefähr 30.000 in der gesamten Rhön, und zwar in 315 Betrieben. Hühner werden vor allem in Bayern gehalten, konkrete Zahlen dazu gibt es allerdings nicht. Die Tierhaltung auf einen Blick (Stand: 2016):

Rinder

  • In Bayern werden circa 25.000 Rinder in knapp 500 Betrieben gehalten. Die Zahl der Milch- und Mutterkuhhalter liegt bei 371.
  • Hessen kommt mit 700 Betrieben auf fast 40.000 Rinder. In Hessen gibt es außerdem die meisten Milch- und Mutterkuhhalter: 641 der 700 Betriebe.
  • Ungefähr 15.500 Rinder leben in 175 thüringischen Betrieben. 166 davon halten Milch- und Mutterkühe.

Schweine

  • Bayern hat die meisten Schweinebetriebe im Biosphärenreservat Rhön, sowohl für Mastschweine als auch für Zuchtsauen. Insgesamt 266 bayerische Betriebe mästen gut 15.000 Schweine, und 303 Halter züchten etwas mehr als 45.000 Schweine. Die Zucht ist in Bayern am größten: Knapp 3.800 Sauen werden in 46 Betrieben gezüchtet.
  • Auch Hessen hat viele Schweine im Biosphärenreservat. In 270 Betrieben werden circa 5.700 Schweine gemästet, außerdem kümmern sich 329 Halter um rund 15.000 Schweine. Die Zuchtsauenhaltung ist deutlich geringer: 1600 Tiere werden in 46 hessischen Betrieben gezüchtet.
  • In Thüringen spielt die Schweinehaltung fast keine Rolle: 47 Halter kümmern sich um rund 1000 Mastschweine. Gezüchtet wird lediglich in einem Betrieb.

Schafe

  • Bayern hat zusammen mit Thüringen den Löwenanteil an Schafen: 172 Betriebe beherbergen gut 15.000 Schafe.
  • Die Hessen haben zwar die meisten Betriebe (182), dennoch werden dort nur knapp 4800 Schafe gehalten. Das zeigt: Dort handelt es sich vermehrt um Hobby- und nicht um Haupterwerbsschäfer.
  • Etwas mehr als 11.000 Schafe werden in 61 Betrieben in Thüringen gehalten.

Gefährdete Rassen fühlen sich im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön pudelwohl

Erfreulich ist hingegen, dass sich viele gefährdete Haustierrassen in der Rhön wohlfühlen. Das Rhönschaf dürfte das wohl bekannteste Tier darunter sein, aber auch der Coburger Fuchs, die Thüringer Waldziege, das Gelbvieh oder das Rote Höhenvieh kommen verhältnismäßig häufig vor – an der Zahl sind es 42 gefährdete Nutztierrassen. Diese werden allerdings deutlich seltener wirtschaftlich genutzt, sondern sind eher bei Hobbyhaltern zu finden. Gleiches gilt für Pferde in der Rhön.

Fischzucht

Die Rhön ist durchzogen von zahlreichen Quellen, Bächen sowie größeren und kleineren Flüssen. Zahlreiche Basaltseen in ehemaligen Steinbrüchen und Teiche geben der Landschaft ein Gesicht. Natürliche Seen gibt es hingegen nur zwei (Frickenhäuser See und Bernshäuser Kutte). Die Fischerei wird in der Rhön in erster Linie durch künstlich angelegte Teichwirtschaft betrieben. Über die Anzahl der Betriebe gibt es keine verlässlichen Zahlen. Junge Besatztiere werden überwiegend im Ausland gekauft und dann bis zur Verkaufsgröße gemästet. Neben der Regenbogenforelle als bevorzugte Fischart konnte in den letzten Jahren auch die Rhöner Bachforelle wieder im UNESCO-Biosphärenreservat etabliert werden. Eine Vermarktung dieser Fische findet in der Regel über Direktvermarktung, die Gastronomie sowie den Lebensmitteleinzelhandel (z. B. REWE-Landmarkt) statt. Das in der Rhön durchgeführte Krebsprojekt zur Rettung des Deutschen Edelkrebses hatte neben dem Erhalt dieser in der Rhön ursprünglich in fast allen Gewässern beheimateten Tierart auch das Ziel, den Edelkrebs wieder in Anlagen zu züchten und als Produkt für die heimische Gastronomie zu etablieren. Eine professionelle bzw. gewerbemäßige Umsetzung war jedoch bislang noch nicht umsetzbar. Der Bestand an Deutschen Edelkrebsen in den natürlichen Gewässern der Rhön hat sich jedoch nachweisbar wieder erholt bzw. stabilisiert (HMUKLV 2017a).