Landwirtschaft in der Rhön: Relevante Akteure

Zur Umsetzung einer nachhaltigen Landwirtschaft im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön unterstützt eine Vielzahl verschiedener Akteure die Entwicklung. Die Rahmenbedingungen werden über die EU-Agrarpolitik vorgegeben, die auf Länderebene umgesetzt werden. Auch die Modellregion für nachhaltige Entwicklung bleibt davon nicht unbeeinflusst.

Staatliche Strukturen

Die Förderung der Landwirtschaft ist eine staatliche Kernaufgabe. Diese wird im UNESCOBiosphärenreservat Rhön primär von den zuständigen Landesministerien und den nachgeordneten Behörden erfüllt. Weitere Akteure sind Landesämter, staatliche Landesanstalten und Landesbetriebe.

In Bayern ist das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BayStMELF) oberste Aufsichtsbehörde. Die Landesanstalten sind beratend und informierend tätig, wie die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising, die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim sowie das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) in Freising. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit Sitz in Bad Neustadt a. d. Saale (AELF) berät, qualifiziert und informiert zudem in den bayerischen Landkreisen des UNESCO-Biosphärenreservates vor Ort. Es ist u. a. zuständig für die Abwicklung der Direktzahlungen und Agrarumweltmaßnahmen. Es beherbergt zusätzlich das überregionale Fachzentrum für Diversifizierung und Strukturentwicklung und den LEADERKoordinator für Unterfranken. 

In Hessen übernimmt das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) die Verantwortung für die nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft. Die Regierungspräsidien fungieren als Obere Fachbehörde. Die unteren Fachbehörden sind auf Landkreisebene die ausführenden Organe. Hier ist auch die Förderung über Direktzahlungen und Agrarumweltmaßnahmen sowie die Einzelbetriebliche Investitionsförderung angesiedelt. Beratung, Bildung und Fachinformation sind über den Landesbetrieb Landwirtschaft in Kassel (LLH) organisiert. Der Landesbetrieb versteht sich insbesondere als Begleiter seiner Partner in allen Fragen der Produktionstechnik und Betriebsführung. Hierzu gehören auch das Bildungs- und Beratungszentrum Petersberg (bei Fulda) sowie das Landwirtschaftszentrum Eichhof (bei Bad Hersfeld).

In Thüringen ist das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) die oberste Aufsichtsbehörde. Die Landwirtschaftsämter Hildburghausen und Bad Salzungen haben die Agrarverwaltung im thüringer Teil des UNESCO-Biosphärenreservates inne, aber auch Beratung, Bildung und Fachinformation für die Landwirte gehören dazu. Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) in Jena ist als nachgeordnete Fachbehörde des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) in Erfurt zuständig, u. a. für die umfassende Information der landwirtschaftlichen Praxis und der Agrarverwaltung sowie für die praxisorientierte Forschung.

Des Weiteren liegt die Zuständigkeit für Flurneuordnung beim Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung (ALF) in Meiningen (TH) bzw. beim Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken (BY), das in Bayern auch für die Dorferneuerung zuständig ist. In Hessen liegt die Zuständigkeit bei der Hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation in Wiesbaden (HE). Letztere ist abweichend von Bayern und Thüringen – Geschäftsbereich des Landwirtschaftsministeriums – dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (HMWEVL) zugeordnet.

Kommunale Strukturen

Im Gegensatz zu Bayern und Thüringen sind die Landkreise im hessischen Teil des UNESCOBiosphärenreservates mit der unteren Verwaltungseinheit im Bereich Landwirtschaft betraut: Landkreis Fulda – Fachdienst Landwirtschaft und Landkreis Hersfeld-Rotenburg – Fachdienst Ländlicher Raum.

Landwirtschaftliche Berufs- und Interessensvertretungen

Der Bayerische Bauernverband, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, identifiziert sich als Einheitsorganisation der bayerischen Landwirtschaft und als Vertreter der Belange seiner Mitglieder als aktive Landwirte und Grundeigentümer. Die zuständigen Kreisverbände mit ihren Geschäftsstellen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön sind Bad Neustadt a. d. Saale und Bad Kissingen. Der Verband für Ländliche Entwicklung Unterfranken ist ein Zusammenschluss aller Teilnehmergemeinschaften von Flurneuordnungs- und Dorferneuerungsverfahren und in der Abwicklung von investiven Maßnahmen im Rahmen von Flurneuordnungs- und Dorferneuerungsverfahren tätig. Im Zuge des Projekts Ökomodellregion Rhön-Grabfeld (2014-2017) haben sich auch die im Landkreis RhönGrabfeld tätigen Bio-Betriebe zusammengeschlossen und treten nunmehr als geschlossene Interessensgruppe auf.

Der Thüringer und der Hessische Bauernverband sind freie Zusammenschlüsse der landwirtschaftlichen Betriebe und ländlichen Bevölkerung und vertreten deren gemeinsame Interessen.

Für das Gebiet des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön sind folgende Kreisbauernverbände zuständig:

  • Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld e. V. (HE)
  • Kreisbauernverband Hersfeld-Rotenburg e. V. (HE)
  • Kreisbauernverband Eisenach / Bad Salzungen e. V. (TH)
  • Regionalbauernverband (RBV) Südthüringen e. V.

Eine weitere wichtige Organisation für das UNESCO-Biosphärenreservat auf thüringer Seite ist der Landesverband Thüringer Schafzüchter e. V. Alternative landwirtschaftliche Vertretungen bzw. Interessenszusammenschlüsse u. a. im Bio- und Milchviehbereich sind die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft mit entsprechenden Landesverbänden) und der BDM (Bundesverband deutscher Milchviehhalter).

Weitere Organisationen mit landwirtschaftlichem Bezug

Der Verein Natur- und Lebensraum Rhön e. V. ist der Förderverein des Hessischen Teils des UNESCO-Biosphärenreservates und unterstützt dort die landwirtschaftlichen Betriebe und Landwirte mit einer kostenfreien landwirtschaftlichen Beratung im Sinne des UNESCO-Biosphärenreservates. Zudem ist der Verein verantwortlich für die LEADER-Förderung für den Biosphärenanteil des Landkreises Fulda.

Weiterhin sind Zucht- und Halterverbände in allen drei Bundesländern für Rinder, Schweine, Ziegen, Hühner, Pferde und – besonders hervorzuheben –  Schafe zu nennen. Verschiedene Bioverbände mit ihren Beratungs- und Vermarktungsinitiativen unterstützen die ökologisch wirtschaftenden Betriebe.

Der Verein Dachmarke Rhön e. V. ist mit Mitgliedern und Markennutzern Hauptakteur der regional zertifizierten Landwirtschaft. Daneben unterstützen die Verbände für Direktvermarkter beim Marketing und der Lobbyarbeit.

Weitere Vereine, die länderübergreifend ökologische Landwirtschaft unterstützen, sind der Verein Rhöner Biosphärenrind e. V., ein Zusammenschluss Rhöner Landwirte, die ökologisch erzeugtes Rindfleisch vermarkten, und der Verein Rhöner Apfelinitiative e. V., der finanziell und beratend die rhöntypischen Streuobstbestände erhält, weiterentwickelt und Streuobstprodukte vermarktet.

Die Landschaftspflegeverbände in der Thüringischen Rhön und in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld kooperieren zur Erfüllung ihrer Aufgaben intensiv mit landwirtschaftlichen Betrieben, sowohl als Grundeigentümer oder Bewirtschafter als auch als Auftragnehmer, Organisator und Berater bei der Umsetzung von Landschaftspflegemaßnahmen.

Rolle der Verwaltungsstellen

In der Regel sind die drei Verwaltungsstellen kein Akteur im Bereich Landwirtschaft und Fischerei. Derzeit fungiert die Hessische Verwaltungsstelle jedoch als Projektträger des EU LIFE-Projekts „Hessische Rhön – Berggrünland, Hutungen und ihre Vögel“, das ein großflächiges Naturschutzprojekt auf landwirtschaftlichen Flächen ist. Ziel ist es, bis 2022 mithilfe der Landwirte mittels extensiver Bewirtschaftung/ Mahd, Entbuschungs- und Beweidungsmaßnahmen die Biodiversität der Bergwiesen und die Lebensräume der Bodenbrüter zu erhalten oder wiederherzustellen.