Landwirtschaftliche Strukturen

Die landwirtschaftliche Flächennutzung in der Rhön und die damit verbundene Struktur der Agrarwirtschaft verzeichnen in den drei Bundesländern deutliche Unterschiede. Während in Bayern im Wesentlichen das Ackerland dominiert, sind die Gebiete in Hessen und Thüringen deutlich grünlandgeprägter.

Die Auswertung fand für die Flächen im Hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön (ohne Flächen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg) nach dem Betriebssitzprinzip statt. Das bedeutet, es wurden alle Flächen ausgewertet, die zu einem Betrieb gehören, der seinen Sitz in einer hessischen Gemeinde im UNESCO-Biosphärenreservat hat (schlagbezogene Daten Gesamtlandkreis Fulda 2015). 

In Bayern und in Thüringen waren flächenscharfe Auswertungen für die Bezugszeiträume 2014 (BY) durch das Landesamt für Landwirtschaft und 2015 (TH) durch die Landwirtschaftsämter Bad Salzungen und Hildburghausen möglich. Hier kann der Betriebssitz also unter Umständen auch außerhalb des UNESCO-Biosphärenreservates liegen, während die einzelnen Flächen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön liegen.

Die Auswertung hat darüber hinaus ergeben, dass in Bayern 1.750 Betriebe rund 44.644 ha, in Hessen 1.127 Betriebe rund 30.766 ha (Gesamtlandkreis Fulda) und in Thüringen 269 Betriebe rund 24.504 ha landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaften.

Schon auf den ersten Blick wird die Verschiedenheit der Agrarstruktur aller drei Bundesländer deutlich. Während in Bayern (25,51 ha) und Hessen (27,30 ha) die durchschnittliche Betriebsgröße auf einem vergleichbaren Niveau liegt, ist sie in Thüringen wesentlich höher (105,8 ha). Dieser Unterschied ist begründet in den in Thüringen vorhanden Agrarbetrieben. Er spiegelt jedoch nicht die Größe der thüringer Familien- (Wiedereinrichter) Betriebe wider.

Vergleichbar in allen drei Ländern ist der Anteil an Nebenerwerbsbetrieben (Bayern  79 %, Hessen 70 % und Thüringen 71,4 %). Für das Bundesland Bayern konnte sogar ausgewertet werden, dass ein Nebenerwerbsbetrieb im Durchschnitt 12,87 ha und ein Haupterwerbsbetrieb 73,48 ha bewirtschaftet. Die 192 Betriebe, die in Bayern in der Größenklasse >100 ha liegen, bewirtschaften 49 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der bayerischen Rhön. Die Wachstumsschwelle der Haupterwerbsbetriebe liegt bei 100 ha.

Aber auch in Thüringen sind 71,4 % der aktiven Landwirte Nebenerwerbslandwirte. Von der reinen Zahl her ist dies mit den beiden anderen Bundesländern vergleichbar. Jedoch haben die thüringer Nebenerwerbsbetriebe eine geringere, aber zunehmende Flächenrelevanz (insgesamt < 10 % der Fläche). In Hessen bewirtschaften 70 % der Betriebe weniger als 30 ha. Insgesamt ist der Anteil an Pachtflächen sowohl bei Haupt- als auch bei Nebenerwerbsbetrieben sehr hoch.

 

Die Betriebsschwerpunkte unterscheiden sich in den Bundesländern, auch bedingt durch klimatische und agrarstrukturelle Voraussetzungen deutlich. In Bayern zeigt sich, vor allem im Haupterwerb, eine zunehmende Spezialisierung (z. B. Holunderanbau, Saatgutvermehrung, Milchviehhaltung, Mutterkuhhaltung). Hier gewinnen auch Kooperationen unter Landwirten (Schafgemeinschaften, Milchvieh-Gemeinschaftsstall) sowie die Diversifizierung (Direktvermarktung, Biogasanlage, Kommunalarbeiten, Vertragsnaturschutz) weiter an Bedeutung.  Im hessischen Gebiet sind die Betriebsschwerpunkte meist grünlandbetont und viehstark.

Unter den landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben im thüringer Bereich des UNESCOBiosphärenreservates (Anzahl: 77) gibt es im Vergleich zu Gesamtthüringen überproportional viele Einzelunternehmen (Wiedereinrichter). Dies sind meist spezialisierte Milchvieh- oder Mutterkuhbetriebe der Rinderhalter. 

Die landwirtschaftlichen Unternehmen in Form juristischer Personen sind meist breit aufgestellte Betriebe, die sowohl Tierhaltung (Milchvieh, Mutterkuh, Schweine, Schafe) als auch Marktfrucht- und Ackerfutterbau betreiben und oft über einen vor- und oder nachgelagerten Dienstleistungsbereich verfügen.

Die Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten im primären Wirtschaftssektor in Bayern, Hessen und Thüringen fällt nicht einheitlich aus und es gibt sowohl einzelne Zuwächse als auch Abnahmen zu verzeichnen. Es liegen hierzu leider aus Datenschutzgründen keine aussagekräftigen Informationen für alle Kommunen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön vor. Es zeigt sich jedoch in Bayern und Hessen ein ähnlicher Trend zu einer Abnahme der Beschäftigten, insbesondere der Haupterwerbslandwirte. Generell droht bedingt durch die oftmals kritische bzw. unprofitable Größe der Bauernhöfe, den generellen Preisdruck, aber auch durch die Folgen einer exportorientierten Landwirtschaft (Stichwort: Globalisierung) eine Aufgabe der Landwirtschaft im Haupterwerb – insbesondere dann, wenn die Hofnachfolge nicht klar geregelt ist.

Besondere Bedeutung: Ökologischer Landbau

Der Bereich ökologischer Landbau hat im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön eine besondere Bedeutung. Der an sich schon relativ hohe Anteil an Biobetrieben ist ein bedeutender Faktor für die nachhaltige Entwicklung. Die aktuelle Datenlage ist für eine abschließende Betrachtung nicht aussagekräftig und muss zukünftig für das Gebiet des UNESCOBiosphärenreservates erhoben werden.

Der aktuelle Boom bzw. die vermehrte Nachfrage nach Bio-Produkten hat sich bislang nur unwesentlich auf die Zahl der Biobetriebe in der Rhön, die bewirtschaftete Fläche und die angebotenen Bio-Produkte ausgewirkt.  Um den früheren Trend aus den 1990er Jahren in der Rhön zur bewussten Umstellung von konventionellen Betrieben zum Bio-Betrieb wieder in Gang zu setzen, wurden inzwischen in zwei Rhöner Landkreisen (Rhön-Grabfeld und Fulda) sogenannte Öko-Modell-Regionen ins Leben gerufen, um den Ökolandbau und den Einsatz von Biolebensmitteln in den nächsten Jahren entsprechend zu fördern.