Kalmen

Die Kalmengürtel sind Schwachwindzonen auf den Weltmeeren im Bereich der subtropischen Hochdruckzellen (Roßbreiten), bei den äquatorialen Kalmen handelt es sich um Zonen schwacher Luftbewegung am Äquator bzw. der Konvergenzzone der Passatwinde. Siehe Innertropische Konvergenzzone.

Kalorie

In der Meteorologie meist noch verwendete veraltete Maßeinheit für die Wärmemenge. Die Kalorie (cal) ist definiert als die Wärmemenge, die benötigt wird, um 1g reines Wasser von 14,5°C auf 15,5°C zu erwärmen. 1cal entspricht etwa 4,2 Joule (J).

Kälterückfall

In Mitteleuropa während der 1. Jahreshälfte auftretende, mehrerer Tage andauernde Wetterlagen, die für die betreffende Jahreszeit wesentlich zu niedrige Temperaturen bringen "Singularitäten"), z. B. "Eisheilige" (Mai) und "Schafskälte" (Juni). Auch das mitteleuropatypische "Aprilwetter" kann Kälterückfälle bringen.

Kältewelle

Kälteeinbruch im Winter mit Advektion von Kaltluft polaren oder osteuropäischen Ursprungs, die einen krassen Temperaturrückgang (von über 10°) verursachen kann und eine Periode kalter Witterung einleitet.

Kaltfront

Grenzfläche zwischen warmen und kalten Luftmassen, wenn kältere Luft die wärmere Luft am Boden verdrängt. Beim Durchzug einer Kaltfront dreht der Wind unter Auffrischen nach rechts (meist von SW auf NW), die Lufttemperatur sinkt plötzlich (Temperatursturz) und der Luftdruck beginnt zu steigen. Das Wetter nach Frontdurchgang: windig, kühl, häufig Regenschauer (das sog. "Rückseitenwetter"). Unmittelbar nach Durchzug einer Kaltfront ist es jedoch für einige Stunden wolkenlos infolge einer abwärts gerichteten Kompensationsbewegung in der Atmosphäre ("postfrontale Aufheiterung"; im Satellitenbild oft deutlich erkennbar).In solchen Aufheiterungszonen nach Kaltfrontdurchgang ist die Sicht oftmals hervorragend. Siehe "maskierte" Kaltfront, Fronten.

Kaltluftsee

Ansammlung von kalter Luft in Tälern, Senken und Mulden, die dort bei Windstille stagnieren. Die durch Ausstrahlung an den Hängen einer Mulde entstehende kalte Luft ist schwerer als die sie umgebende und fließt in den tiefsten Teil der Mulde. Muß bei der Früh- und Spätfrostproblematik bei bestimmten Anbauprodukten mit in Erwägung gezogen werden (Obstkulturen u.A.)

Kaltlufttropfen

Bezeichnung für ein Höhentief mit einem Durchmesser von 500-1000km und einem Kern aus sehr kalter Luft in der oberen Troposphäre (5-10km Höhe). Im Sommer meist mit starker Labilität und häufigen, heftigen Gewittern verbunden. Diese Schlechtwetterzone ist an keine Fronten gebunden.

Klarsicht-Turbulenz

(Clear Air Turbulence, abgek. CAT). Eine tückische und für das Flugwesen in großer Höhe gefährliche Eigenart der Strahlströme (engl. "jet streams"), an deren Rändern die sehr hohe Windgeschwindigkeit rasch abnimmt (Windscherung) und stark verwirbelt wird. Diese Turbulenz ist nicht immer erkennbar und kommt meist in klar durchsichtiger Luft vor, ohne Vorwarnung für das eine solche Zone durchquerende Flugzeug. Die Stärken der Turbulenz können beträchtlich sein. Dazu kommt noch, daß Turbulenz in der Atmosphäre von statistischer Natur ist: nur ein geringer Prozentsatz der Flugzeuge beobachtet beim Durchfliegen ein und der selben Turbulenzzone tatsächlich Turbulenz. Siehe Strahlstrom.

Kleine Eiszeit

Von 1550 bis 1850 traten extrem kalte Winter und feuchte Sommer auf, mit Mißernten und Hungersnot. Oft konnte man übers Eis der Ostsee von Lübeck nach Schweden gehen oder von Kopenhagen nach St.Petersburg. Auch die Gletscher im Alpenraum reichten weiter in die Täler hinein. Das Bodensee-Eis war so dick, daß man es mit beladenem Fuhrwerk befahren konnte. Nach Erfindung des Thermometers im 17. Jahrhundert wurden regelmäßig die Meerestemperaturen gemessen. Diese Meßreihen ergeben, daß der Golfstrom damals weniger warmes Wasser nach Skandinavien brachte als heute. Grönland und Island waren vom Packeis umschlossen.

Klima

Durchschnittliche Witterung von mehreren Jahrzehnten. Unter dem Klima eines Ortes versteht man die Gesamtheit der atmosphärischen Zustände oder Vorgänge in einem hinreichend langen Zeitraum (30 Jahre), beschrieben durch den mittleren Zustand (Mittelwerte) und die auftretenden Schwankungen (Extremwerte, Häufigkeitsverteilung, usw.). Entsprechend ihrer geografischen Breite und ihrer Lage innerhalb der allgemeinen atmosphärischen Zirkulation weisen große Teile der Erde hinsichtlich ihrer Klimaelemente (Temperatur, Verdunstung, Feuchte, Bewölkung, Wind, Niederschläge) ein gleiches oder ähnliches Verhalten auf und lassen sich in eigenständige charakteristische Klimaregionen ("Klimate") einteilen. Hauptklimagebiete sind: tropische Regenklimate (Bereich ITC), Trockenklimate (Steppen und Wüsten), warmgemäßigte Regenklimate (Westwindgürtel), Schnee-Wald-Klimate (nördlicher Westwindgürtel), Schnee-Eis-Klimate (Tundren, ewiger Frost). Weiter erfolgt für jedes Klimagebiet eine Unterteilung in einen maritimen und kontinentalen Typ. Meernahe Orte weisen aufgrund der thermischen Trägheit des Wassers geringere Tages- und Jahresschwankungen der Temperaturen auf als meerferne Orte.

Knoten

Maßeinheit für die Windgeschwindigkeit in der Schiff- und Luftfahrt: 1 Knoten (kt) = 1 Seemeile pro Stunde. 1 Seemeile (sm) = 1852 Meter.

Komma

Im Satellitenbild erkennbare wirbelförmige Wolkenformation, die häufig in der Kaltluft auftritt und sich aus dem regelmäßigen zellularen Muster (verstärkte Cumulusbewölkung, engl. Fachausdruck: "enhanced cumuli") abhebt; wird in der Satellitenmeteorologie wegen ihrer beistrichartigen Form als "Komma" bezeichnet. Solche in Kaltluft eingebettete Wolkenkonfigurationen treten häufig im Bereich eines Höhentroges auf (erhöhte Labilität, starke Neigung zur Verwirbelung); darüber verläuft meist der Jet-stream.

Kondensation

Verdichtung des (unsichtbaren) Wasserdampfs zu Wassertröpfchen, die eine Wolke oder Nebel bilden bei Vorhandensein von Kondensationskernen. Ursache: Abkühlung der Luft bis zum Taupunkt, d.h. bis zur vollständigen Sättigung der Luft mit Wasserdampf (100% Luftfeuchtigkeit).

Kondensationskerne

Bei grober Betrachtungsweise setzt die Bildung von Wassertröpfchen, also Kondensation, bei einer relativen Feuchtigkeit von 100% ein (Sättigung der Luft mit Wasserdampf). In Wirklichkeit sind diese Vorgänge jedoch wesentlich komplizierter. In absolut sauberer Luft kondensiert im Labor Wasserdampf erst bei einer relativen Feuchte von 800%! Derart hohe Übersättigungen kommen in der Atmosphäre natürlich nicht vor. Feste, flüssige und gasförmige Schwebeteilchen in der Luft (Staub, Schmutz, Vulkanasche, Salze etc.) haben die Fähigkeit, aufgrund ihrer hygroskopischen Eigenschaften Wasser an sich zu binden. Man bezeichnet diese Aerosole dann als Kondensationskerne. "Reine" Luft enthält etwa 1000 Kerne pro Kubikzentimeter, verschmutzte Luft in Großstädten oft das 100fache oder mehr.

Kondensationsniveau

Höhe, in der sich ein angehobener Luftkörper soweit abgekühlt hat, daß der Taupunkt (also 100% Luftfeuchtigkeit) erreicht wurde. Der Wasserdampfanteil, der nicht mehr von der Luft gebunden werden kann, fällt in Form von Wassertröpfchen aus. Das Kondensationsniveau entspricht demnach der Höhe der Untergrenze von Wolken, die durch Hebung entstanden sind. Bei Quellwolken spricht man vom Cumulus-Kondensationsniveau. Daher ist auch die Unterseite der Quellwolken (Cumulus) abgeflacht. Siehe Cumulus, Auslösetemperatur.

Kondensstreifen

Eiswolkenbildung, die hinter Flugzeugen in großer Höhe entsteht, wenn die betreffende Luftschicht bereits einen hohen Wasserdampfgehalt aufweist, wobei die bei der Treibstoffverbrennung entstehenden Abgase die Kondensationskerne liefern.

Konvektion

ertikale Luftbewegung, speziell das Aufsteigen von am Boden durch Sonneneinstrahlung erwärmter Luft. Die von der Erde ausgehende langwellige Wärmestrahlung ist nicht die einzige Form der Energieübertragung von der Erde zur Atmosphäre. So wird die unmittelbar über dem Boden liegende, nur wenige Zentimeter dicke Luftschicht auch durch sogenannte molekulare Wärmeleitung erwärmt. Wo diese Aufheizung besonders stark ist, wird die Luft leichter als ihre Umgebung und steigt auf. Dafür sinken rundherum kältere Luftpakete ab, werden ebenfalls erwärmt und gelangen wieder in die Höhe. Dieser Vorgang nennt man thermische Konvektion. In Bodennähe ist sie als Hitzeflimmern sichtbar. Bei starker Sonnenstrahlung bilden sich regelrechte Thermikschläuche, in denen sich Vögel wie auch Segelflieger kreisend in die Höhe schrauben. Durch Konvektion entstehen auch Quellwolken wie Cumulus und Cumulonimbus, falls eine ausreichende Ausgangsfeuchte vorliegt. Ist dies nicht der Fall, spricht man von Blauthermik.

Konvergenz

Zusammenfließen von Luftströmungen; dabei fließt in einem Gebiet in der Zeiteinheit mehr Luft zu- als ab. Am Boden sind Tiefdruckgebiete gewöhnlich Konvergenzgebiete; da eine Konvergenz mit aufsteigender Luftbewegung verbunden ist, kommt es hier zu Wolken- und Niederschlagsbildung. Im Bereich der sog. "Innertropischen Konvergenz" hingegen treffen die Passatströmungen der beiden Erdhalbkugeln aufeinander und es kommt zur Aufwärtsbewegung der Luft und Wolkenbildung. Gegensatz: Divergenz = Auseinanderfließen von Luftströmungen (bei Hochdruckgebieten in Bodennähe).

Kurzfristvorhersage

Unter "Kurzfristvorhersage" versteht man in der Synoptik Wetterprognosen von 12 bis 72 Stunden, "sehr kurzfristige Vorhersagen"decken den Zeitraum von 0 bis 12 Stunden ab; Vorhersagen für die nächsten 2-6 Stunden bezeichnet man als "Nowcasting". Allerdings hat sich eine einheitliche Regelung in diesem Vorhersagebereich noch nicht durchgesetzt. Diese kurzfristigen Prognosen basieren einerseits auf den numerischen Vorhersagekarten vom letzten Berechnungstermin und andererseits auf der Abschätzung der Weiterentwicklung des Wetters in den nächsten Stunden ausgehend vom augenblicklichen Wetterzustand. Dabei kommt neben der persönlichen Erfahrung des Meteorologen der kontinuierlichen Erfassung des Wetterzustandes durch Wetterradar- und Satellitendaten sowie durch Blitzsensoren und Windprofiler eine wesentliche Bedeutung zu. Setzt man voraus, daß sich manche meteorologischen Größen zumindest für die nächsten 2 Stunden konservativ verhalten, also im wesentlichen ihre Eigenschaften nicht verändern, kann man auch nach objektivierten Methoden "vorhergesagte" Satelliten- und Radarbilder erzeugen. Auch aus den numerischen Vorhersagedaten lassen sich nach diesen Überlegungen mittels Trajektorien genauere Angaben für den "Nowcasting"-Zeitraum machen. Andererseits lassen sich auf physikalisch-statistischem Weg numerische Vorhersagen wesentlich verfeinern und auf die jeweilige örtliche Topographie abstimmen, zB Unterscheidung zwischen Luv und Lee auch im lokalen Bereich.