Ballonfahren
Fahrten mit Gas- oder Heißluftballonen finden nur unter Sichtflugbedingungen statt ("sehen und gesehen werden"). Als besondere Wetterinformationen werden genaue Angaben über die Windverhältnisse benötigt: Für verschiedene Höhen, um eine bestimmte Fahrtrichtung zu wählen und einzuhalten (Wettbewerbe), und in unmittelbarer Bodennähe, um sicher landen zu können (unter etwa 12 Knoten). Ferner ist die Entwicklung starker thermischer Aufwinde für Ballonfahrten ungünstig (führt schon beim Aufrüsten zu Problemen). Auch leichter Regen wirkt sich ungünstig aus, da dadurch die Ballonhülle schwerer wird. Das günstigste Fahrtenwetter ist im Winter an "Strahlungstagen" (Hochdruckeinfluß, nebelfrei, trockene und klare Luft, schwach windig); im Sommer sind Fahrten infolge der fast täglich auftretenden Thermik nur in den frühen Morgenstunden und am Abend ratsam (antizyklisch zum Segelflug).
Barisches Windgesetz
Die Bestimmung der Lage von Tief- bzw. Hochdruckzentren ist gelegentlich für praktische Zwecke wichtig. Eine einfache Regel dafür hat 1856 der holländische Meteorologe Ch. H. D. Buys- Ballot (1817-1890) gefunden: Dreht man (auf der Nordhalbkugel) dem Wind den Rücken zu, so liegt in Blickrichtung des Beobachters vorne links das Tief und rechts hinter dem Beobachter das Hoch. Die Regel ermöglicht es, aus den beobachteten Änderungen der Windrichtung auf die Zugstraße eines Tiefdruckgebietes zu schließen.
Barometrische Höhenstufe
Höhendifferenz zweier Punkte, bei der der Luftdruck um 1 hPa abnimmt. In Nähe des Meeresspiegels gilt im Mittel 1 hPa = 8m als Höhendifferenz. Mit zunehmender Höhe wächst die barometrische Höhenstufe: in 5000m entspricht die Höhenänderung um 1 hPa etwa 14 m.
Bart
In Fliegerkreisen Ausdruck für eine aufsteigende Thermikblase ; kann auf Grund ihres Auftriebs sogar ein Stück in eine stabile Schicht oder Inversion eindringen. Fliegt ein Segelflugzeug im Bereich einer solchen Thermikblase Kreise, kann es an Höhe gewinnen, wenn die Vertikalgeschwindigkeit der Luft größer ist als die Sinkgeschwindigkeit des Segelflugzeugs. Siehe auch Konvektion.
Bauernregel
Gereimte Wetterregeln, die auf regionalen Erfahrungen basieren und sich häufig, wenn auch nicht immer, an sog. "Lostagen" orientieren (z.B. Siebenschläfer). Aufgrund dieser Lostage allein läßt sich zwar nicht auf den Wetterverlauf der folgenden Zeit schließen, aber oft sagt die Wetterlage, die im Zeitraum solcher Lostage herrscht, doch einiges über den wahrscheinlichen Witterungsverlauf der folgenden Wochen aus ("Ist der Mai kühl und naß, füllt's dem Bauern Scheuer und Faß!"). Die regionalen Ursprünge der heute bekannten Wetterregeln liegen meist im Dunkeln. Gereimte Wetterregeln gab es schon zu babylonischer Zeit. Einige Beispiele: "Ist der Oktober kalt und klar, ist mild und trüb der Januar", "Was der August nicht kocht, kann der September nicht braten", "Treibt die Esche vor der Eiche, gibt es eine Bleiche, treibt die Eiche vor der Esche, gibt es große Wäsche!".
Beaufort
Beaufort-Skala. Eine vom englischen Admiral Sir Francis Beaufort (1774-1852) aufgestellte, ursprünglich zwölfteilige (ohne Windstille), später auf 17 Stufen erweiterte Skala der Windstärke, um auch innerhalb der Windstärke 12 (Orkan) noch eine weitere Unterteilung vornehmen zu können. Windstärke 12 war ursprünglich nach oben hin nicht begrenzt.
Bedeckungsgrad
(oder Bewölkungsgrad): Das Ausmaß der Bedeckung des Himmels mit Wolken wird vom Wetterbeobachter geschätzt und im Klimadienst in Zehntel bzw. im Synoptischen Dienst in Achtel angegeben. Die Angaben reichen von 0/8 oder 0/10 (wolkenlos) bis 8/8 oder 10/10 (bedeckt). Im Wetterbericht erfolgt meist folgende Zuordnung: 0/8 = wolkenlos, 1-2/8 = heiter, 3/8 = leicht bewölkt, 4-6/8 = wolkig, 7/8 = stark bewölkt, 8/8 = bedeckt. Im Flugwetterdienst werden die Achtel wie folgt zusammengefaßt: 0/8 "sky clear" (SKC) für wolkenlos, 1-2/8 "few" (FEW) für wenig bewölkt, 3-4/8 "scattered" (SCT) für aufgelockert bewölkt, 5-7/8 "broken" (BKN) für eine durchbrochene und 8/8 "overcast" (OVC) für eine geschlossene Wolkendecke.
Bergwind
Berg- und Talwind treten tagesperiodisch auf. An Schönwettertagen erwärmen sich die Berghänge tagsüber stärker als die freie Atmosphäre. Die erwärmte Luft steigt entlang der Hänge oder direkt vertikal auf. So entsteht der gegen Mittag einsetzende taleinwärts gerichtete Wind (Talwind), der gegen Abend abflaut. Der Talwind überlagert sich mit dem Hangaufwind, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weht. So entsteht tagsüber eine Zirkulation: Talwind am Boden, aufsteigende Luft über den Bergen, Kompensationsströmung in der Höhe, Absinken über dem Vorland. Die aufsteigende Luft über den Berghängen wird sichtbar, wenn nach einem wolkenlosen Morgen die Quellwolkenbildung zuerst über den Gipfeln einsetzt. Nachts hingegen kühlt die Luft an den Hängen durch Ausstrahlung ab und fließt talwärts und die ganze Zirkulation kehrt sich um. Vom späten Abend bis zum Morgen weht talauswärts der Bergwind, kombiniert mit dem Hangabwind. Der nächtliche Bergwind hat eine wichtige Funktion: Er ersetzt die verunreinigte Talluft durch saubere, staubarme Gebirgsluft. Diese Windsysteme, die sich in komplizierter Weise im Laufe des Tages überschneiden, werden gerne von Segel- und Drachenfliegern sowie Paragleitern genutzt.
Bise
Kalter Wind aus Nord bis Nordost im schweizerischen und französischen Alpenvorland. Entsteht bei hohem Druck nördlich der Schweiz und einem Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeer. Im Gebiet des Genfer Sees kann der Wind infolge Kanalisierung Stärken bis zu 50 Knoten erreichen (Düsen-Effekt).
Blauer himmel
Die Sonnenstrahlen werden auf ihrem Weg durch die Atmosphäre zur Erde an den Molekülen der Luft gestreut. Dabei ist die Streuung bei kürzeren Wellenlängen (blau) stärker als bei längeren (rot). Der Effekt ist umso größer, je reiner die Luft ist (wenig Staub und Wasserdampf). Die Luftteilchen lenken also am meisten das blaue Licht ab, am wenigsten das gelbe, fast gar nicht das rote. Das blaue Licht, das durch die Streuung aus seiner ursprünglichen Bahn gelenkt wird, trifft auf andere Luftteilchen und wird von ihnen weiter abgelenkt. Das Blau scheint so für den Beobachter auf der Erdoberfläche nicht direkt von der Sonne zu kommen, sondern aus allen Teilen des Himmelgewölbes. Morgens und abends ist der Weg der Sonnenstrahlen durch die Atmosphäre wesentlich länger, so daß auch das gelbe Licht abgelenkt wird. So entsteht die gelbe bis rötliche Färbung des Morgen- und Abendhimmels und auch der Sonnenscheibe selbst. Ist die Luft stark wasserdampfhältig, verstärkt sich dieser Effekt und man spricht vom Abendrot bzw. Morgenrot. Die feuchte Luft (in den höheren Schichten) kann Wetterverschlechterung ankündigen. ("Morgenrot - schlecht' Wetter droht!")
Blauthermik
Konvektion ohne Wolkenbildung. Infolge der zu trockenen Luft tritt keine Kondensation ein.
Blitz
Ausgleich elektrischer Spannungen (etwa 100 Mio Volt) innerhalb von Gewittern zwischen zwei Wolken mit entgegengesetzter elektrischer Aufladung ("Wolkenblitz") oder zwischen einer Wolke und der Erdoberfläche ("Erdblitz"). Die häufigste Form ist der Linienblitz (verzweigte Zickzackspur); daneben gibt es noch den Flächenblitz, der entsteht, wenn die einzelnen Teilentladungen eines Linienblitzes durch die rasche Bewegung der Luftmasse flächenhaft auseinander gezogen werden. Sehr selten sind Perlschnurblitze und Kugelblitze. Jede Sekunde wird die Erdoberfläche von etwa 100 Blitzen getroffen.
Blizzard
Schnee- und Eissturm in Nordamerika, der Orkanstärke erreichen kann. Er tritt als Vorstoß polarer Luft an der Rückseite durchziehender Tiefdruckgebiete auf und kann als "Norther" sogar die Länder am Golf von Mexiko erreichen, weshalb es sogar in Florida gelegentlich zu schwachen Frösten kommt. Er bringt eisigen Wind, starke Schneefälle, Eisregen und Dauerfrost. Das öffentliche Leben kann in den betroffenen Städten zum Erliegen kommen.
Blutregen
Durch feinen Staub aus der Sahara rötlich gefärbter Regen in Mitteleuropa. Im Winter auch als Blutschnee auftretend (selten).
Bodenfrost
Die Temperatur, die 5cm über dem Erdboden gemessen wird, sinkt in der Nacht unter den Gefrierpunkt 0°C, nicht aber die in der Wetterhütte (2m Höhe) gemessene. Wenn die Temperatur am Erdboden unter den Gefrierpunkt sinkt, gefriert auch das Porenwasser im Boden, das dabei sein Volumen um 9% vergrößert (Frostaufbrüche).
Bodeninversion
Eine meist nachts durch Ausstrahlung auftretende Erscheinung, bei der die Lufttemperatur vom Erdboden bis in eine gewisse Höhe zunimmt und erst darüber abnimmt, wie es der normalen Schichtung der Atmosphäre enspricht.
Bodennebel
Ein am Erdboden aufliegender Nebel, der nicht über etwa 1m Höhe ansteigt; entsteht in Niederungen bei ruhigem Wetter und klarem Himmel, wenn die Ausstrahlung des Bodens groß ist und damit eine rasche Abkühlung der untersten Luftschicht bis zum "Taupunkt" eintritt. Die Bildung wird begünstigt durch eine feuchte Erdoberfläche oder über Seen. Oft Vorstufe eines dichter werdenden und in die Höhe wachsenden Nebels.
Bodens die Thermikentwicklung
(Gefrierverzug). Tritt ein, wenn Flüssigkeit unter Vermeidung jeder Erschütterung langsam abgekühlt wird; sie bleibt dann bis weit unter dem Gefrierpunkt (Wasser bis -20°C) flüssig und erstarrt bei der geringsten Erschütterung plötzlich. Ganz reines Wasser kann man bis -70°C unterkühlen. Siehe Flugzeugvereisung.
Bodenwetterkarte
Zeichnerische Darstellung der Wetterverhältnisse eines größeren Gebietes (z.B. Europa und Nordatlantik) von einem bestimmten, international festgelegten Zeitpunkt (00, 06, 12, 18 Uhr UTC). In der Wetterkarte werden die Meßdaten der einzelnen Beobachtungsstationen nach einem sog. Stationsmodell mit ebenfalls international festgelegten Wettersymbolen für Temperatur, Taupunkt, Luftdruck, Windverhältnisse, Niederschlag, Wolken dargestellt. Somit sehen auf der ganzen Welt die Wetterkarten gleich aus. Mit Hilfe dieser Eintragungen kann die Wetterlage analysiert werden. Die Bodenkarte ist neben dem Satellitenbild und den Höhenwetterkarten die wichtigste Grundlage für die Beurteilung der Wetterlage und der daraus folgenden Wettervorhersage.
Bodenwind
Nach internationaler Übereinkunft wird der Wind in 6 m Höhe gemessen; wichtig besonders für Starts und Landungen der Flugzeuge, die gegen den Bodenwind erfolgen müssen.
Böe
Einzelne heftige Windstöße vor einem Gewitter, einem Schauer oder einer Kaltfront bzw. allgemein bei starkem Wind mit markant wechselnder Windstärke und evtl. auch Windrichtung. Die Böigkeit ist ein Ausdruck für die Turbulenz der Luftströmung.
Böenwalze
Als Böenwalze ("sqall line") wird eine besonders ausgeprägte, dunkelfarbige Wolkenform bezeichnet, die unmittelbar vor dem Herannahen einer heftigen Gewitterfront auftritt. Sobald in einer Gewitterwolke Niederschlag einsetzt, kühlen Regen und Graupel oder Hagel den entgegenströmenden Aufwind ab und drehen ihn um. Dieser kalt gewordene Abwind stürzt dann in die Tiefe. An der Erdoberfläche breitet sich die Kaltluft nach allen Seiten in einer flachen Schicht aus und hebt die dort auf die Gewitterwolke zuströmende feuchtwarme Luft an, wodurch es zu Kondensation, also Wolkenbildung kommt; es bildet sich ein sog. Böenkragen, eine bogenförmige Wolkenwalze . Die damit verbundene Staubaufwirbelung kann die Bodensichtweite extrem einschränken. Eine Böenwalze gilt für die Luftfahrt als besonders gefährlich (Windscherung, also plötzlicher Rückenwind bei Start und Landung, und starke Turbulenz).
Bora
Heftiger, kalter, trockener Fallwind an der Küste Dalmatiens, auch noch an der Oberitalienischen Adria spürbar, bei Einbrüchen kontinentaler Polarluft. Der Name wird auch in anderen Gebieten für ähnliche Winde vom kalten Hochland zum wärmeren Tiefland verwendet. Die kalten Winde Zentralasiens, die in Sibirien ihren Ursprung haben, sind namensverwandt: "Buran", "Purga".
Brockengespenst
Schattenbild des Beobachters (oder eines Flugzeugs) auf der Obergrenze einer glatten Nebel- oder Wolkenschicht; meist riesengroß, oft von farbigen Ringen umgeben.