Natürliche Waldgesellschaften und aktuelle Baumartenverteilung

Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön hat aufgrund seiner hohen Ausstattung mit naturnahen Laubwäldern bundesweite Bedeutung. Fast alle Waldtypen sind noch in guten, teils großflächigen Beständen vorhanden. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Wirtschaftswälder, die aufgrund der Baumarten und Krautschicht als naturnah eingestuft werden können. Unberührte, vom Menschen unbeeinflusste „Urwälder“ gibt es jedoch nicht. 

Die Rhön mit ihren collinen, submontanen und montanen Höhenstufen ist von Natur aus ein Buchenwaldgebiet mit nennenswerter Beteiligung von Edellaubbäumen (Eschen, Bergahorn, Spitzahorn, Sommerlinde). Auf Buntsandstein finden sich Hainsimsen-Buchenwälder, auf Muschelkalk und Basalt Waldmeister- und Waldgersten-Buchenwälder. Auf den verbreiteten Blockstandorten reicht die Spanne von wärmebedürftigen sommerlindenreichen Mischbeständen bis hin zu borealen Karpatenbirken-Gebüschen.

In niedrigeren Lagen auf bodenbedingt buchenfeindlichen Standorten gibt es auch Eichenmischwälder, größere Auwälder fehlen weitestgehend.Waldökosysteme sind vielfach durchdrungen von Felsökosystemen (insbesondere Blockhalden), Gewässer- und Offenlandökosystemen. Fließgewässer werden typischerweise durch bachbegleitende Erlen- und Eschenwälder gesäumt, die sich auch in die Agrarlandschaft hinein fortsetzen. Für die abiotischen Umweltressourcen Boden, Wasser und Klima bieten naturbelassene Waldökosysteme den optimalen Schutz. Sie fungieren als Kohlenstoffspeicher und, bei Zuwachs als -senke, sowie als Erosionsschutz. Da in Wäldern keine stickstoffhaltigen Dünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, liefert der Wald sauberes Wasser in die Oberflächengewässer und in das Grundwasser.

Standörtliche Bedingungen

Die in der Rhön vertretenen Wuchsbezirke liegen in Höhenlagen von 200 m bis 950 m NN. Je nach Exposition und Lage schwanken die Niederschläge zwischen 600 und 1100 mm. Die einzelnen Wuchsbezirke sind für Thüringen, Hohe Rhön, Lengsfeld-Zillbacher Buntsandstein-Waldland und Vorderrhön, für Hessen sind es Fuldaer-Rhön-Vorland, Südrhön und Fulda-Haune-Bergland und für Bayern Vorrhön, Hohe Rhön und Saale- und SinnVorrhön.

Die Basis der Substrate für die Bodenbildung setzt sich im gesamten UNESCO-Biosphärenreservat Rhön aus Basalt, Mittlerem und Oberen Buntsandstein sowie Muschelkalk zusammen.

Baumartenverteilung

Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön hat einen Laubholzanteil in den Wäldern von ca.  60 %. Die Angaben beziehen sich auf die durch die Forsteinrichtung erhobenen Daten, d. h. auf ca. 36 % der Waldfläche. Hierbei handelt es sich um die Landeswaldflächen in den drei Bundesländern. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Forsteinrichtungen sich jeweils auf die Bewirtschaftungseinheit Forstamt/ -betrieb beziehen, die jedoch nicht flächengleich mit der Gesamtfläche des Großschutzgebiets ist. Die Angaben der BaySF wurden auf das Gebiet des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön heruntergebrochen.

Altersklassenverteilungen von Laub- und Nadelhölzern

Besonders die Buche als Hauptbaumart ist in allen Laubholz-Altersklassen führend. Eichen im Alter 160 + haben mit einen Anteil von über 2,9 % an der Gesamtwaldfläche eine hohe ökologische Bedeutung. Die Fichte (vgl. Abbildung 24, S. 140) hat in den hier dargestellten Forstbetrieben der BaySF, HessenForst und in den Waldflächen der Thüringer Rhön in den Altersklassen I bis V (1 bis 100 Jahre) den höchsten Anteil. Ab Klasse VI (ab 121 Jahre) wird sie von der Kiefer abgelöst. Auffällig ist der höhere Anteil an Fichtenbeständen (mit 3 - 5,2 %) in den Altersklassen I - III (1 - 60 Jahre) im Vergleich zu den Buchenbeständen (2,5 - 3,0 %) in den gleichen Altersklassen. Aus der Luftbildbefliegung 2006 (BRRV 2006) ist zu entnehmen, dass der Anteil der laubholzdominierten Bestände und Laubholz-Reinbestände mit ca. 57 % der Waldfläche im UNESCO-Biosphärenreservates Rhön über dem bundesdeutschen Durchschnitt (43 % Anteil des Holzbodens, BMEL 2016b: 17) liegt (Abbildung 25, S.141).