Konsum

Über das Konsumverhalten der Rhöner ist bislang viel wenig bekannt. Es gibt zwar bundesweite Erhebungen, diese lassen sich aber nur bedingt auf die Region herunterbrechen. Die Komplexität des Themas Konsum ist sehr groß. Doch Informationen dazu sind wichtig: Über den individuellen Konsum der Haushalte lassen sich Rückschlüsse ziehen, die für Landwirtschaft und Tourismus zukunftsweisende Impulse geben können.

Es besteht akuter Handlungsbedarf. Das Bewusstsein der Bevölkerung verändert sich: Konsum ist mehr als nur das Sich-Versorgen mit Gütern und Dienstleistungen. Zunehmend spielen ethische Überlegungen bei Konsumentscheidungen eine Rolle. Langfristig kann die Rhön Pioniergebiet für urbane Konsumalternativen im ländlichen Raum werden. Die Herausforderungen der Digitalisierung dürfen dabei nicht vergessen werden. Erste Schritte sollten die Evaluierung und Verbesserung von Bildungsangeboten zum Thema Konsum sein.

Viele Zahlen für Deutschland – wenige über die Rhön

Über den Konsum der Rhöner gibt es nahezu keine Daten. Das ist ein Problem. Denn die Konsumpräferenzen haben einen großen Einfluss auf das nachhaltige Leben und Wirtschaften, auf Planungen für die Infrastruktur und auf touristische Angebote.

Laut der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamts gab ein Privathaushalt im Jahr 2015 durchschnittlich knapp 2400 Euro pro Monat für seinen Konsum aus. Der größte Anteil entfiel auf Miete und Wohnen. Lediglich gut 330 Euro gab er für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren aus.

Ähnliche Zahlen liefert die jüngste Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Beide Statistiken haben eines gemein: Für die Rhön können sie kein repräsentatives Bild zeichnen, da die Zahl der Teilnehmer aus der Region viel zu gering ist.

Jahreseinkommen könnte Aufschluss geben

Eine Annäherung kann über das Jahreseinkommen versucht werden. Dieses liegt in Deutschland im Schnitt bei 21.117 Euro pro Jahr. In den Landkreisen des UNESCO-Biosphärenreservats ist das Einkommensniveau meist etwas niedriger:

  • Bad Kissingen: 21.219 Euro
  • Rhön-Grabfeld: 20.814 Euro
  • Fulda: 20.783 Euro
  • Hersfeld-Rotenburg: 20.264 Euro
  • Schmalkalden-Meiningen: 18.557 Euro
  • Wartburg: 18.557 Euro

Was macht der Rhöner mit dem „Mehr“ an Geld?

Ein Problem bei der Interpretation dieser Zahlen ist zwar: Der Konsum wird pro Haushalt ermittelt, das Einkommen pro Person.

Dennoch: Unterm Strich dürften die Rhöner im Vergleich zum Bundesschnitt weniger Miete zahlen und deshalb etwas mehr Geld für andere Ausgaben zur Verfügung haben. Wofür das freigewordene Geld allerdings ausgegeben wird – und ob es in der Region verbleibt –, ist unbekannt. Mit den derzeit verfügbaren Daten sind direkte Schlüsse zum individuellen Konsum unmöglich.

Um sicher zu wissen, welche Konsumentscheidungen die Rhöner treffen, müsste bei künftigen Erhebungen des Statistischen Bundesamts oder von GfK die Zahl der Testpersonen aus der Region deutlich erhöht oder sogar eine eigene Studie erstellt werden.

Mehr Abfall als der Durchschnitt

Das Phänomen „Konsum“ ist komplex und schwer zu fassen. Genaue Daten dazu sind in der Rhön Fehlanzeige. Allerdings gibt es Zahlen zum Abfall in der Region, die Rückschlüsse auf den Konsum zulassen. Insgesamt liegt die Menge des Abfalls im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön mit 491 Kilogramm genau 29 Kilo über dem Bundesschnitt von 462 Kilo pro Haushalt und Jahr.

Grünabfall-Plätze sorgen für hohe Zahlen

In der Region selbst sind die Zahlen unterschiedlich: Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ist der Wert deutlich niedriger (354 Kilo), genauso wie in den Landkreisen Wartburg (371) und Schmalkalden-Meiningen (436). Die Landkreise Fulda (504 Kilo), Bad Kissingen (590) und Rhön-Grabfeld (692) liegen teilweise deutlich drüber.

Bei den beiden letztgenannten Landkreisen sind vor allem die organischen Abfälle (Biomüll und Grünabfall) verantwortlich für die hohe Zahl. Im bayerischen Teil der Rhön gibt es nämlich Grünabfall-Plätze in nahezu jeder Gemeinde, die auch rege genutzt werden.

Haus- und Sperrmüll nimmt ab, Mülltrennung zu

Bei der Mülltrennung ist ein positiver Trend zu erkennen. Zwischen 2004 und 2014 stieg fast überall in der Rhön die Menge an getrennt erfassten Werkstoffen. Gleichzeitig sank die Menge an Haus- und Sperrmüll.

Bildungsmodule schärfen Konsumbewusstsein in der Rhön

Müllvermeidung beginnt beim Einkaufen. Bildungsangebote zum Thema Konsum schärfen das Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise und das eigene Konsumverhalten. Sie sollten in der Rhön weiter ausgebaut werden.

Das Umweltbildungsteam des Vereins Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön bietet zwei Module an: die Aktionswochen „Frühstücken: Gesund – Regional – Nachhaltig“ und das Planspiel „Schuhgröße XXL“ zum ökologischen Fußabdruck. Von der Umweltbildungsstätte Oberelsbach gibt es das Modul „Abfall oder Wertstoff“ und das Strategiespiel „Ecoplicy“.

Zwischen 2009 und 2010 nahmen acht Schulen außerdem am „Schulprojekt Konsum“ im bayerischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön teil. Behandelt wurden die Themen Kleidung, Ernährung und nachhaltige Lebensweise. Eine Evaluation über den Erfolg des Schulprojekts gibt es leider nicht, dennoch kann von einem Erfolg gesprochen werden.

Der Konsum wird moralisiert

In einer Online-Umfrage in der Rhön sagten die Teilnehmer, dass sie einen Beitrag für nachhaltigen Konsum leisten wollen. Sie möchten vermehrt regionale Produkte kaufen, Müll trennen, umweltbewusster leben und ihren Lebensstil anpassen.

Das Bewusstsein steigt, eine Moralisierung und damit eine Veränderung des Konsums ist zu erkennen. Die Zahl der Fairtrade- und Biogeschäfte nimmt zu. Im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön gibt es einige Fairtradestädte: Bad Brückenau, Bad Kissingen, Bad Neustadt a. d. Saale und Hammelburg. Ideen wie Gemeinschaftsgärtnern und Shared-Economies („Teilen statt kaufen“) erfahren eine Renaissance, Regionalvermarkter wie die Dachmarke Rhön profitieren davon.

Bildungsangebote müssen evaluiert und optimiert werden

Ein Problem ist der Schritt vom Wissen zum Handeln. Deshalb sollten weitere Bildungsangebote geschaffen werden, bestenfalls schon im Kindergarten oder in der Schule, natürlich auch im Internet und in den Sozialen Medien.

Eine Evaluierung der angebotenen Bildungsmodule ist zwingend notwendig, um das Konsumverhalten, die Veränderungsbereitschaft und Motivation der Menschen zu ergründen und die Angebote daran anzupassen.